Gottfried August Bürger (1747 - 1794):

Des armen Suschens Traum

Ich träumte, wie um Mitternacht
Mein Falscher mir erschien,
Fast schwür’ ich, daß ich hell gewacht,
So hell erblickt’ ich ihn.

Er zog den Treuring von der Hand
Und ach! zerbrach ihn mir.
Ein wasserhelles Perlenband
Warf er mir hin dafür.

Drauf ging ich wohl ans Gartenbeet,
Zu schaun mein Myrtenreis,
Das ich zum Kränzchen pflanzen tät
Und pflegen tät mit Fleiß.

Da riß entzwei mein Perlenband,
Und eh’ ich’s mich versah,
Entrollen all’ in Erd und Sand,
Und keine war mehr da.

Ich sucht’ und sucht’ in Angst und Schweiß,
Umsonst, umsonst! Da schien
Verwandelt mein geliebtes Reis
In dunklen Rosmarin.

Erfüllt ist längst das Nachtgesicht,
Ach! längst erfüllt genau.
Das Traumbuch frag ich weiter nicht
Und keine weise Frau.

Nun brich, o Herz, der Ring ist hin!
Die Perlen sind geweint!
Statt Myrt’ erwuchs dir Rosmarin!
Der Traum hat Tod gemeint.

Brich armes Herz! Zur Totenkron’
Erwuchs dir Rosmarin.
Verweint sind deine Perlen schon,
Der Ring, der Ring ist hin!


c. 1773, p. 1774, 1789
Wordsworth. besaß eine 1796-iger Ausgabe von Bürgers
Gedichten, gekauft in Hamburg am 1.10.1798.